Tiefenpsychologische Vorgehensweise mit Pferden - und das soll Therapie sein?
Entgegen vieler Modelle, die neue Vorgehensweisen anpreisen oder aber das "Pferd als Therapeut" einsetzen, handelt es sich bei der psychodynamischen pferdeunterstützten Traumatherapie (PPTT) um evidenz-basierte psychotherapeutische (tiefenpsychologische) Vorgehensweisen, bei denen der therapeutische Prozess von Pferden unterstützt wird.
In PPTT geht es, wie in der regulären Tiefenpsychologie darum, die Wahrnehmungen und Erlebnisse von Menschen auf erlebnispädagogischer Basis mit Pferden zu er- und bearbeiten.
Im Gegensatz zur regulären Psychotherapie findet das Miteinander entweder draußen auf einer Weide oder aber in einer Reithalle statt. Anstatt zu reden wird Menschen die Möglichkeit geboten, empfundene Realitäten plastisch, mit Gegenständen, darzustellen. Anstatt über den Psychotherapeuten gespiegelt zu werden, können über die Verhaltensweisen und Reaktionen der Pferde sofortige Rückmeldungen erlebt und erfahren werden. Unbewusste Einstellungen und Verhaltensweisen können somit spürbarer erfahren und Gefühle greifbarer werden. Durch die beschriebene Vorgehensweise kann Einsicht in unbewusste Prozesse gewonnen werden. In der Interaktion zwischen Mensch und Pferd(en) ist es möglich, sich im „Hier und Jetzt“ mit diesen großen Tieren auseinanderzusetzen. Es kann ein Weg für eine angemessene und akzeptable Problemlösung erprobt, erlebt und entschieden werden.
Die Grundlage der psychodynamischen Pferdeunterstützten Traumatherapie (PPTT) ist ein integratives Behandlungskonzept: Den Rahmen bildet der richtlinienkonforme tiefenpsychologische Ansatz. Die Vorgehensweise richtet sich nach anerkannten (DeGPT) traumatherapeutischen Richtlinien. Jedes Thema, also auch die traumatischen Erlebnisse, werden anhand der typischen traumatherapeutischen Phasen in der Interaktion mit Pferden behandelt. Die Interaktion mit den Pferden ermöglicht dem Menschen, sich im „Hier und Jetzt“ auseinanderzusetzen. Das Erleben im „Hier und Jetzt“ mit gleichzeitiger Bearbeitung traumatisch erlebter Inhalte erleichtert es dem Menschen, eine Beobachter- und Betrachterperspektive einzunehmen, emotionale Distanz zu erschaffen, und somit einen Perspektivenwechsel mit abschließender Verarbeitung einzunehmen.
PPTT wurde seit 2006 in der Arbeit mit Angehörigen internationaler Streitkräfte entwickelt. PPTT hat seine größte Indikation im Bereich einsatzbedingter Belastungsstörung, kann aber entsprechend der Bevölkerungsgruppe modifiziert werden.